Inhaltsverzeichnis
Tonnenlager
- Lagerausführung
- Belastbarkeit
- Ausgleich von Winkelfehlern
- Schmierung
- Abdichtung
- Drehzahlen
- Geräusch
- Temperaturbereich
- Käfige
- Lagerluft
- Abmessungen, Toleranzen
- Nachsetzzeichen
- Aufbau der Lagerbezeichnung
- Dimensionierung
- Mindestbelastung
- Gestaltung der Lagerung
- Ein- und Ausbau
- Rechtshinweis zur Datenaktualität
- Weiterführende Informationen
Tonnenlager
Tonnenlager eignen sich:
- zum Ausgleich von Winkelfehlern bei Schiefstellungen zwischen dem Außen- und Innenring ➤ Abschnitt
- aufgrund des Linienkontakts bei hohen und stoßartig auftretenden radialen Belastungen ➤ Abschnitt
- wenn Winkelfehler und hohe radiale Belastungen auftreten, die Drehzahl jedoch nicht im Vordergrund steht ➤ Bild.
Tonnenlager: Tragfähigkeitsvergleich mit Pendelkugellager, Ausgleich von Fluchtungsfehlern Fr = Radiale Belastung Cr = Radiale dynamische Tragzahl |
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Lagerausführung
Ausführungsvarianten
Tonnenlager gibt es als:
Lager der Grundausführung
Die Laufbahn im Außenring ist sphärisch ausgebildet
Tonnenlager sind einreihige, selbsthaltende Radial-Rollenlager, die zur Gruppe der Pendellager gehören. Der Außenring hat eine hohlkugelige Laufbahn. Dadurch ermöglichen die Lager innerhalb bestimmter Grenzen den Ausgleich statischer und dynamischer Winkelfehler (Schiefstellungen zwischen dem Innen- und Außenring) ➤ Abschnitt. Der Innenring hat eine geformte Laufbahn für die Wälzkörper und zwei feste Borde. Die Rollen sind tonnenförmig und werden zwischen den Innenringborden geführt. Ihre Mantellinie schmiegt sich dem Laufbahnprofil des Außen- und Innenrings eng an. Als Käfige werden Massivkäfige aus Polyamid PA66 oder Messing eingesetzt ➤ Tabelle.
Die Bohrung ist zylindrisch oder kegelig
Abhängig vom Bohrungsdurchmesser d gibt es Tonnenlager in der Grundausführung mit zylindrischer oder mit kegeliger Bohrung ➤ Bild.
Lager mit kegeliger Bohrung haben den Bohrungskegel 1:12 und das Nachsetzzeichen K ➤ Tabelle.
Tonnenlager der Grundausführung Fr = Radiale Belastung Fa = Axiale Belastung
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Lager mit Spannhülse
Montagefertige Lager-Einbausätze vereinfachen die Bestellung und den Einbau der Tonnenlager
Zur Befestigung von Tonnenlagern mit kegeliger Bohrung auf zylindrischem Wellenzapfen sind auch komplette Lager-Einbausätze erhältlich, die aus dem Lager der Grundausführung, geschlitzter Spannhülse, Sicherungsblech und Nutmutter bestehen (Reihen 202..-K + H, 203..-K + H) ➤ Bild. Mit den Spannhülsen ist die Fixierung der Lager auf glatten und abgesetzten Wellen möglich. Die Spannhülsen müssen bei der Bestellung zusätzlich mit angegeben werden. Bestellbeispiel ➤ Bild.
Tonnenlager mit Spannhülse Fr = Radiale Belastung Fa = Axiale Belastung
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Belastbarkeit
Für hohe radiale Belastungen geeignet
Die Wälzkörper berühren die Laufbahnen im Linienkontakt. Dadurch sind Tonnenlager radial hoch belastbar ➤ Bild. Ihre axiale Tragfähigkeit ist dagegen gering.
Axiale Belastbarkeit von Lagern mit Spannhülse
Werden Lager mit Spannhülse ohne festen Anschlag (z. B. feste Schulter) auf einer glatten Welle befestigt, hängt ihre axiale Belastbarkeit von der Reibung zwischen der Welle und der Hülse ab.
Bestehen Unsicherheiten zur Höhe der axialen Belastbarkeit der Spannhülsenbefestigung, bitte bei Schaeffler rückfragen.
Ausgleich von Winkelfehlern
Tonnenlager gleichen dynamische und statische Winkelfehler aus
Aufgrund der hohlkugeligen Wälzkörperlaufbahn im Außenring sind Tonnenlager winkelbeweglich ➤ Abschnitt. Sie lassen dadurch Schiefstellungen zwischen dem Außen- und Innenring innerhalb bestimmter Grenzen zu, ohne dass die Lager dabei beschädigt werden, und gleichen so Fluchtungsfehler, Wellendurchbiegungen und Gehäuseverformungen aus.
Zulässiger Einstellwinkel
Bei umlaufendem Innenring schwenkbar bis 4° aus der Mittellage
Fluchtungs- und Winkelfehler dürfen beim Einbau der Lager nur so groß sein, dass die Kontaktflächen der belasteten Wälzkörper noch innerhalb der Laufbahnbreite liegen. Bei normalen Betriebsverhältnissen und umlaufendem Innenring sind die Tonnenlager bis zu 4° aus der Mittellage schwenkbar. Inwieweit dieser Wert für die Schiefstellung zwischen dem Innen- und Außenring genutzt werden kann, hängt jedoch grundsätzlich von der Gestaltung der Lagerung ab.
Bei umlaufendem Außenring oder taumelndem Innenring ist die Winkeleinstellbarkeit geringer. In solchen Fällen bitte bei Schaeffler rückfragen.
Schmierung
Öl- oder Fettschmierung
Die Lager sind nicht befettet. Sie müssen mit Öl oder Fett geschmiert werden und sind von den Stirnseiten aus schmierbar.
Verträglichkeit mit Kunststoffkäfigen
Werden Lager mit Kunststoffkäfig verwendet, ist sicherzustellen, dass beim Einsatz von Syntheseölen oder Schmierfetten auf Syntheseölbasis sowie bei Schmierstoffen mit einem hohen Anteil an EP‑Zusätzen die Verträglichkeit des Schmierstoffs mit dem Käfigmaterial gegeben ist.
Ölwechselfristen einhalten
Gealtertes Öl und im Öl enthaltene Additive können bei höheren Temperaturen die Gebrauchsdauer der Kunststoffe beeinträchtigen. Vorgegebene Ölwechselfristen müssen deshalb unbedingt eingehalten werden.
Abdichtung
Die Lager sind offen; Abdichtung in der Umgebungskonstruktion vorsehen
Tonnenlager werden ohne Abdichtung geliefert. Die Abdichtung der Lagerstelle muss deshalb in der Anschlusskonstruktion erfolgen. Die Abdichtung muss zuverlässig verhindern, dass:
- Feuchtigkeit und Verunreinigungen in das Lager gelangen
- Schmierstoff aus der Lagerstelle austritt.
Drehzahlen
In den Produkttabellen ist die Grenzdrehzahl nG angegeben. Diese ist die kinematisch zulässige Drehzahl eines Lagers. Sie darf auch bei günstigen Einbau- und Betriebsbedingungen nicht ohne vorherige Rücksprache mit Schaeffler überschritten werden ➤ Link.
Geräusch
Schaeffler Geräuschindex
Der Schaeffler Geräuschindex (SGI) ist für diese Lagerart noch nicht verfügbar ➤ Link. Die Einführung und Aktualisierung der Daten für diese Baureihen erfolgt sukzessiv.
Temperaturbereich
Limitierende Größen
Die Betriebstemperatur der Lager ist begrenzt durch:
- die Maßstabilität der Lagerringe und Wälzkörper
- den Käfig
- den Schmierstoff.
Mögliche Betriebstemperaturen der Tonnenlager ➤ Tabelle.
Zulässige Temperaturbereiche
Betriebstemperatur |
Tonnenlager |
|
---|---|---|
mit Messingkäfig |
mit Polyamidkäfig PA66 |
|
|
–30 °C bis +150 °C, |
–30 °C bis +120 °C |
Sind Temperaturen zu erwarten, die außerhalb der angegebenen Werte liegen, bitte bei Schaeffler rückfragen.
Käfige
Standardkäfige für Tonnenlager ➤ Tabelle.
Käfig, Käfignachsetzzeichen, Bohrungskennzahl
Lagerreihe |
Massivkäfig aus Polyamid PA66 |
Massivkäfig aus Messing |
---|---|---|
TVP |
MB |
|
Bohrungskennzahl |
||
202 |
bis 16 |
ab 17 |
203 |
bis 12 |
ab 13 |
Bei hohen Dauertemperaturen und Anwendungen mit schwierigen Betriebsbedingungen sollten Lager mit Messingkäfig eingesetzt werden. Bestehen Unsicherheiten bezüglich der Käfigeignung, bitte bei Schaeffler rückfragen.
Lagerluft
Radiale Lagerluft – Lager mit zylindrischer Bohrung
Standard ist CN
Tonnenlager mit zylindrischer Bohrung werden serienmäßig mit der radialen Lagerluft CN (normal) gefertigt ➤ Tabelle. CN wird im Kurzzeichen nicht angegeben.
Darüber hinaus sind auf Anfrage bestimmte Abmessungen auch mit der kleineren Lagerluft C2 sowie mit der größeren Lagerluft C3 und C4 lieferbar.
Werte der radialen Lagerluft ➤ Tabelle. Sie gelten für Lager im unbelasteten, messkraftfreien Zustand (ohne elastische Deformation).
Radiale Lagerluft von Tonnenlagern mit zylindrischer Bohrung
Nenndurchmesser der Bohrung |
Radiale Lagerluft |
||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
d |
C2 |
CN |
C3 |
C4 |
|||||
mm |
μm |
μm |
μm |
μm |
|||||
über |
bis |
min. |
max. |
min. |
max. |
min. |
max. |
min. |
max. |
– |
30 |
2 |
9 |
9 |
17 |
17 |
28 |
28 |
40 |
30 |
40 |
3 |
10 |
10 |
20 |
20 |
30 |
30 |
45 |
40 |
50 |
3 |
13 |
13 |
23 |
23 |
35 |
35 |
50 |
50 |
65 |
4 |
15 |
15 |
27 |
27 |
40 |
40 |
55 |
65 |
80 |
5 |
20 |
20 |
35 |
35 |
55 |
55 |
75 |
80 |
100 |
7 |
25 |
25 |
45 |
45 |
65 |
65 |
90 |
Fortsetzung ▼ |
Radiale Lagerluft von Tonnenlagern mit zylindrischer Bohrung
Nenndurchmesser der Bohrung |
Radiale Lagerluft |
||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
d |
C2 |
CN |
C3 |
C4 |
|||||
mm |
μm |
μm |
μm |
μm |
|||||
über |
bis |
min. |
max. |
min. |
max. |
min. |
max. |
min. |
max. |
100 |
120 |
10 |
30 |
30 |
50 |
50 |
70 |
70 |
95 |
120 |
140 |
15 |
35 |
35 |
55 |
55 |
80 |
80 |
110 |
140 |
160 |
20 |
40 |
40 |
65 |
65 |
95 |
95 |
125 |
160 |
180 |
25 |
45 |
45 |
70 |
70 |
100 |
100 |
130 |
180 |
225 |
30 |
50 |
50 |
75 |
75 |
105 |
105 |
135 |
225 |
250 |
35 |
55 |
55 |
80 |
80 |
110 |
110 |
140 |
250 |
280 |
40 |
60 |
60 |
85 |
85 |
115 |
115 |
145 |
Fortsetzung ▲ |
Radiale Lagerluft – Lager mit kegeliger Bohrung
Üblich ist C3
Tonnenlager mit kegeliger Bohrung werden üblicherweise mit der größeren radialen Lagerluft C3 gefertigt ➤ Tabelle.
Darüber hinaus sind auf Anfrage bestimmte Abmessungen auch mit der kleineren Lagerluft C2, mit der Lagerluft CN (normal) sowie mit der größeren Lagerluft C4 lieferbar.
Werte der radialen Lagerluft ➤ Tabelle. Sie gelten für Lager im unbelasteten, messkraftfreien Zustand (ohne elastische Deformation).
Radiale Lagerluft von Tonnenlagern mit kegeliger Bohrung
Nenndurchmesser der Bohrung |
Radiale Lagerluft |
||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
d |
C2 |
CN |
C3 |
C4 |
|||||
mm |
μm |
μm |
μm |
μm |
|||||
über |
bis |
min. |
max. |
min. |
max. |
min. |
max. |
min. |
max. |
– |
30 |
9 |
17 |
17 |
28 |
28 |
40 |
40 |
55 |
30 |
40 |
10 |
20 |
20 |
30 |
30 |
45 |
45 |
60 |
40 |
50 |
13 |
23 |
23 |
35 |
35 |
50 |
50 |
65 |
50 |
65 |
15 |
27 |
27 |
40 |
40 |
55 |
55 |
75 |
65 |
80 |
20 |
35 |
35 |
55 |
55 |
75 |
75 |
95 |
80 |
100 |
25 |
45 |
45 |
65 |
65 |
90 |
90 |
120 |
100 |
120 |
30 |
50 |
50 |
70 |
70 |
95 |
95 |
125 |
120 |
140 |
35 |
55 |
55 |
80 |
80 |
110 |
110 |
140 |
140 |
160 |
40 |
65 |
65 |
95 |
95 |
125 |
125 |
155 |
160 |
180 |
45 |
70 |
70 |
100 |
100 |
130 |
130 |
160 |
180 |
225 |
50 |
75 |
75 |
105 |
105 |
135 |
135 |
165 |
225 |
250 |
55 |
80 |
80 |
110 |
110 |
140 |
140 |
170 |
250 |
280 |
60 |
85 |
85 |
115 |
115 |
145 |
145 |
175 |
Abmessungen, Toleranzen
Abmessungsnormen
Die Hauptabmessungen der Tonnenlager entsprechen DIN 635-1:2010. Nennmaße der Tonnenlager.
Kantenabstände
Die Grenzmaße für Kantenabstände entsprechen DIN 620-6:2004. Übersicht und Grenzwerte ➤ Abschnitt.
Toleranzen
Die Toleranzen für die Maß- und Laufgenauigkeit der Tonnenlager entsprechen der Toleranzklasse Normal nach ISO 492:2014. Toleranzwerte nach ISO 492 ➤ Tabelle.
Nachsetzzeichen
Die Bedeutung der in diesem Kapitel verwendeten Nachsetzzeichen zeigt ➤ Tabelle sowie medias interchange http://www.schaeffler.de/std/1B69.
Nachsetzzeichen und ihre Bedeutung
Nachsetzzeichen |
Bedeutung der Nachsetzzeichen |
|
---|---|---|
C2 |
Radialluft C2 (kleiner als normal) |
Sonderausführung, |
C3 |
Radialluft C3 (größer als normal) |
Üblich bei Lagern mit kegeliger Bohrung, |
C4 |
Radialluft C4 (größer als C3) |
Sonderausführung, |
CN |
Radialluft CN (normal) |
Standard bei Lagern mit zylindrischer Bohrung, |
K |
kegelige Bohrung, Kegel 1:12 |
Standard |
MB |
Massivkäfig aus Messing, |
Standard, Käfigwerkstoff abhängig von der Bohrungskennzahl |
TVP |
Massivkäfig aus glasfaserverstärktem Polyamid PA66 |
Standard, Käfigwerkstoff abhängig von der Bohrungskennzahl |
Aufbau der Lagerbezeichnung
Beispiele zur Bildung der Lagerbezeichnung
Die Bezeichnung der Lager folgt einem festgelegten Schema. Beispiele ➤ Bild und ➤ Bild. Für die Bildung der Kurzzeichen gilt DIN 623-1 ➤ Bild.
Tonnenlager mit zylindrischer Bohrung: |
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Tonnenlager mit kegeliger Bohrung und Spannhülse: |
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Dimensionierung
Dynamische äquivalente Lagerbelastung
P = Fr bei rein radialer Belastung konstanter Größe und Richtung
Die zur Dimensionierung dynamisch beanspruchter Lager verwendete Lebensdauer-Grundgleichung L = (Cr/P)p setzt eine Belastung konstanter Größe und Richtung voraus. Bei Radiallagern ist das eine rein radiale Belastung Fr. Ist dies gegeben, wird in die Lebensdauergleichung für P die Lagerbelastung Fr eingesetzt (P = Fr).
P ist eine Ersatzkraft bei kombinierter Belastung und bei verschiedenen Lastfällen
Trifft diese Bedingung nicht zu, muss zur Lebensdauerberechnung zunächst eine konstante Radialkraft bestimmt werden, die (was die Lebensdauer betrifft) eine gleichwertige Beanspruchung darstellt. Diese Kraft wird dynamische äquivalente Lagerbelastung P genannt.
Für dynamisch belastete Tonnenlager gilt zur Ermittlung von P ➤ Formel.
Dynamische äquivalente Belastung

Legende
P | N |
Dynamische äquivalente Lagerbelastung |
Fr | N |
Radiale Belastung |
Fa | N |
Axiale Belastung |
Statische äquivalente Lagerbelastung
Werden Tonnenlager statisch belastet, gilt ➤ Formel.
Statische äquivalente Belastung

Legende
P0 | N |
Statische äquivalente Lagerbelastung |
F0r, F0a | N |
Größte auftretende radiale oder axiale Belastung (Maximalbelastung) |
Statische Tragsicherheit
S0 = C0/P0
Neben der nominellen Lebensdauer L (L10h) ist immer auch die statische Tragsicherheit S0 zu überprüfen ➤ Formel.
Statische Tragsicherheit

Legende
S0 | - |
Statische Tragsicherheit |
C0 | N |
Statische Tragzahl |
P0 | N |
Statische äquivalente Lagerbelastung |
Mindestbelastung
Um Schlupfschäden zu vermeiden, ist eine radiale Mindestbelastung von P > C0r/60 notwendig
Damit zwischen den Kontaktpartnern kein Schlupf auftritt, müssen die Tonnenlager stets ausreichend hoch belastet sein. Erfahrungsgemäß ist dazu eine radiale Mindestbelastung in der Größenordnung von P > C0r/60 erforderlich. In den meisten Fällen ist die Radiallast allerdings durch das Gewicht der gelagerten Teile und die äußeren Kräfte schon höher als die erforderliche Mindestbelastung.
Ist die radiale Mindestbelastung niedriger als oben angegeben, bitte bei Schaeffler rückfragen.
Gestaltung der Lagerung
Lagerringe auf ganzem Umfang und ganzer Breite abstützen
Damit die Tragfähigkeit der Lager voll genutzt werden kann und die geforderte Lebensdauer erreicht wird, müssen die Lagerringe durch Auflageflächen auf ihrem ganzen Umfang und über die volle Laufbahnbreite fest und gleichmäßig abgestützt werden. Die Abstützung ist als zylindrische oder kegelige Sitzfläche ausführbar ➤ Bild bis ➤ Bild. Die Sitz- und Auflageflächen sollen nicht durch Nuten, Bohrungen oder sonstige Ausnehmungen unterbrochen sein. Die Genauigkeit der Gegenstücke muss bestimmten Anforderungen entsprechen ➤ Tabelle bis ➤ Tabelle.
Radiale Befestigung – Passungsempfehlungen für Lager mit zylindrischer Bohrung
Für eine sichere radiale Befestigung sind feste Passungen notwendig
Neben der ausreichenden Abstützung der Ringe müssen die Lager auch radial sicher befestigt werden, damit die Lagerringe auf den Gegenstücken unter Last nicht wandern. Das geschieht im Allgemeinen durch feste Passungen zwischen den Lagerringen und den Gegenstücken. Werden die Ringe nicht ausreichend oder fehlerhaft befestigt, kann dies zu schweren Schäden an den Lagern und angrenzenden Maschinenteilen führen. Bei der Wahl der Passungen sind Einflussgrößen wie Umlaufverhältnisse, die Höhe der Belastung, die Lagerluft, Temperaturverhältnisse, die Ausführung der Gegenstücke und Ein- und Ausbaumöglichkeiten zu berücksichtigen.
Treten stoßartige Belastungen auf, sind feste Passungen (Übergangs- oder Übermaßpassung) notwendig, damit sich die Ringe zu keinem Zeitpunkt lockern. Zu Spiel-, Übergangs- oder Übermaßpassung ➤ Tabelle und ➤ Tabelle.
Bei der Gestaltung der Lagerung sind die folgenden Angaben aus den technischen Grundlagen zu berücksichtigen:
- Umlaufverhältnisse ➤ Link
- Toleranzklassen für zylindrische Wellensitze (Radiallager) ➤ Tabelle
- Wellenpassungen ➤ Tabelle
- Toleranzklassen für Lagersitze in Gehäusen (Radiallager) ➤ Tabelle
- Gehäusepassungen ➤ Tabelle
- Wellentoleranzen für Spann- und Abziehhülsen ➤ Tabelle.
Axiale Befestigung – Befestigungsarten für Lager mit zylindrischer Bohrung
Die Lager müssen auch in axialer Richtung sicher festgelegt sein
Da eine feste Passung allein meist nicht ausreicht, die Lagerringe auf der Welle und in der Gehäusebohrung auch in axialer Richtung sicher festzulegen, muss dies in der Regel durch eine zusätzliche axiale Befestigung bzw. Sicherung erfolgen. Die axiale Fixierung der Lagerringe ist auf die Art der Lageranordnung abzustimmen. Geeignet sind prinzipiell Wellen- und Gehäuseschultern, Gehäusedeckel, Muttern, Abstandsringe, Sicherungsringe, Spann- und Abziehhülsen usw.
Befestigung der Lager mit kegeliger Bohrung
Befestigung mit Nutmutter und Sicherungsblech
Wird ein Lager mit kegeliger Bohrung direkt auf einem kegeligen Zapfen montiert, kann die axiale Befestigung des Lagers montagefreundlich mit Nutmutter und Sicherungsblech erfolgen ➤ Bild.
Tonnenlager mit kegeliger Bohrung, direkt auf kegeligem Wellenzapfen montiert
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Befestigung der Lager mit Spannhülse
Die Montage kann schnell und sicher mit Schlüsselsätzen von Schaeffler erfolgen
Tonnenlager mit kegeliger Bohrung können mittels Spannhülse auf glatter oder abgesetzter Welle montagefreundlich und betriebssicher befestigt werden ➤ Bild. Eine zusätzliche Sicherung der Spannhülsen auf der Welle ist nicht notwendig. Auf glatten Wellen sind die Lager an beliebiger Stelle auf der Welle positionierbar. Zur axialen Belastbarkeit von Lagerungen mittels Spannhülsenverbindung ➤ Abschnitt.
Tonnenlager mit Spannhülse, auf glatter Welle befestigt
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Befestigung mit Spannhülse, axiale Abstützung durch einen Stützring
Bei höheren axialen Kräften kann zur axialen Abstützung auch ein Stützring verwendet werden ➤ Bild. Dabei sind die Anschlussmaße des Stützrings Ba und db in den Produkttabellen zu beachten.
Abgesetzte Welle, axiale Abstützung durch einen Stützring
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Maß-, Form- und Laufgenauigkeit für zylindrische Lagersitze
Für den Wellensitz mindestens IT6, für den Gehäusesitz mindestens IT7 vorsehen
Die Genauigkeit des zylindrischen Lagersitzes auf der Welle und im Gehäuse soll der Genauigkeit des eingesetzten Lagers entsprechen. Bei Tonnenlagern mit der Toleranzklasse Normal soll der Wellensitz mindestens dem Grundtoleranzgrad IT6, der Gehäusesitz mindestens IT7 entsprechen. Richtwerte für die Form- und Lagetoleranzen der Lagersitzflächen ➤ Tabelle, Toleranzen t1 bis t3 entsprechend ➤ Bild. Zahlenwerte für die IT-Qualitäten ➤ Tabelle.
Richtwerte für die Form- und Lagetoleranzen der Lagersitzflächen
Toleranzklasse |
Lagersitz-fläche |
Grundtoleranzgrade nach ISO 286-1 |
||||
---|---|---|---|---|---|---|
nach ISO 492 |
nach DIN 620 |
Durchmessertoleranz |
Rundheitstoleranz |
Parallelitätstoleranz |
Gesamtplanlauf-toleranz |
|
t1 |
t2 |
t3 |
||||
Normal |
PN (P0) |
Welle |
IT6 (IT5) |
Umfangslast |
Umfangslast |
IT4 |
Punktlast |
Punktlast |
|||||
Gehäuse |
IT7 (IT6) |
Umfangslast |
Umfangslast |
IT5 |
||
Punktlast |
Punktlast |
Zahlenwerte für ISO-Grundtoleranzen (IT-Qualitäten) nach ISO 286-1:2010
IT-Qualität |
Nennmaß in mm |
|||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
über |
18 |
30 |
50 |
80 |
120 |
180 |
250 |
|
bis |
30 |
50 |
80 |
120 |
180 |
250 |
315 |
|
Werte in μm |
||||||||
IT4 |
6 | 7 | 8 | 10 | 12 | 14 | 16 | |
IT5 |
9 | 11 | 13 | 15 | 18 | 20 | 23 | |
IT6 |
13 | 16 | 19 | 22 | 25 | 29 | 32 | |
IT7 |
21 | 25 | 30 | 35 | 40 | 46 | 52 |
Rauheit zylindrischer Lagersitzflächen
Ra darf nicht zu groß sein
Die Rauheit der Lagersitze ist auf die Toleranzklasse der Lager abzustimmen. Der Mittenrauwert Ra darf nicht zu groß werden, damit der Übermaßverlust in Grenzen bleibt. Die Wellen müssen geschliffen, die Bohrungen feingedreht werden. Richtwerte in Abhängigkeit von der IT‑Qualität der Lagersitzflächen ➤ Tabelle.
Rauheitswerte für zylindrische Lagersitzflächen – Richtwerte
Nenndurchmesser d (D) |
empfohlener Mittenrauwert |
||||
---|---|---|---|---|---|
mm |
μm |
||||
Durchmessertoleranz (IT-Qualität) |
|||||
über |
bis |
IT7 |
IT6 |
IT5 |
IT4 |
‒ |
80 |
1,6 |
0,8 |
0,4 |
0,2 |
80 |
500 |
1,6 |
1,6 |
0,8 |
0,4 |
Toleranzen für kegelige Lagersitze
Vorgaben für kegelige Lagersitze
Werden die Lager direkt auf einem kegeligen Wellenzapfen befestigt ➤ Bild, gelten die Angaben nach ➤ Bild.
Anschlussmaße für die Anlageflächen der Lagerringe
Die Anlageflächen für die Ringe müssen ausreichend hoch sein
Die Anschlussmaße von Wellen- und Gehäuseschultern, Abstandsringen usw. müssen sicherstellen, dass die Anlageflächen für die Lagerringe ausreichend hoch sind. Sie müssen jedoch auch zuverlässig verhindern, dass umlaufende Teile des Lagers an feststehenden Teilen anstreifen. Bewährte Anschlussmaße für die Radien und die Durchmesser der Anlageschultern sind in den Produkttabellen angegeben. Diese Maße sind Grenzmaße (Größt- oder Kleinstmaße); sie dürfen nicht über- oder unterschritten werden.
Geeignete Lagergehäuse für Tonnenlager
Es ist ein großes Sortiment an Gehäusen verfügbar
Für wirtschaftliche, betriebssichere und leicht austauschbare Lagerungseinheiten können die Tonnenlager auch mit Schaeffler-Lagergehäusen kombiniert werden ➤ Bild. Diese montagefreundlichen Baueinheiten erfüllen alle Anforderungen an moderne, instandhaltungsgerechte Maschinen- und Anlagenkonstruktionen.
Aufgrund der Vielzahl der Anwendungsbereiche steht für die Lager mit zylindrischer und kegeliger Bohrung ein umfangreiches Sortiment an geteilten Stehlagergehäusen und Flanschlagergehäusen zur Verfügung. Ausführliche Informationen zu den Lagergehäusen enthält die Publikation GK 1 http://www.schaeffler.de/std/1B63. Das Buch kann bei Schaeffler bestellt werden.
Geteiltes Stehlagergehäuse mit einem Tonnenlager
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Ein- und Ausbau
Die Ein- und Ausbaumöglichkeiten der Tonnenlager mit thermischen, hydraulischen oder mechanischen Verfahren sind bereits bei der Gestaltung der Lagerstelle zu berücksichtigen.
Lager beim Einbau nicht beschädigen
Tonnenlager sind nicht zerlegbar. Beim Einbau nicht zerlegbarer Lager müssen die Montagekräfte immer am festgepassten Lagerring angreifen.
Lager mit kegeliger Bohrung – Verfahren zum Erzielen eines ausreichend festen Sitzes
Geeignete Verfahren: Minderung der Radialluft oder axialen Verschiebeweg messen
Lager mit kegeliger Bohrung werden mit fester Passung auf der Welle bzw. Spann- und Abziehhülse montiert. Der Festsitz der Passung kann überprüft werden:
- durch Messen der Radialluftminderung oder
- durch Messen des axialen Verschiebewegs des Innenrings auf dem kegeligen Lagersitz.
Ein störungsfreier Betrieb der Tonnenlager setzt voraus, dass sie ordnungsgemäß eingebaut wurden. Zu geringes Betriebsspiel oder ein mangelhafter Festsitz auf der Welle führt in der Regel zu Schäden am Lager.
Bestehen Unsicherheiten in der praktischen Anwendung der Montageverfahren, bitte bei Schaeffler rückfragen.
Schaeffler-Montagehandbuch
Wälzlager sehr sorgfältig behandeln
Wälzlager sind vielfach bewährte Präzisions-Maschinenelemente zur Gestaltung wirtschaftlicher, zuverlässiger und betriebssicherer Lagerungen. Damit diese Produkte ihre Funktion einwandfrei erfüllen und die vorgesehene Gebrauchsdauer ohne Beeinträchtigung erreichen, müssen sie sorgfältig behandelt werden.
Das Schaeffler-Montagehandbuch MH 1 informiert umfassend über die sachgemäße Lagerung, Montage, Demontage und Wartung rotatorischer Wälzlager http://www.schaeffler.de/std/1B68. Daneben enthält es Angaben, die der Konstrukteur für den Ein‑ und Ausbau und die Wartung der Lager schon bei der Gestaltung der Lagerstelle beachten muss. Das Buch liefert Schaeffler auf Anfrage.
Rechtshinweis zur Datenaktualität
Die Weiterentwicklung der Produkte kann auch zu technischen Änderungen an Katalogprodukten führen
Im Mittelpunkt des Interesses von Schaeffler stehen die Optimierung und die Weiterentwicklung seiner Produkte und die Zufriedenheit seiner Kunden. Damit Sie sich als Kunde bestmöglich über diesen Fortschritt und den aktuellen technischen Stand der Produkte informieren können, veröffentlichen wir Produktänderungen gegenüber der gedruckten Ausgabe in unserem elektronischen Produktkatalog.
Änderungen der Angaben und Darstellungen dieses Katalogs behalten wir uns daher vor. Dieser Katalog gibt den Stand bei Drucklegung wieder. Neuere Veröffentlichungen unsererseits (in Printmedien oder digital) gehen automatisch diesem Katalog vor, soweit sie dasselbe Thema betreffen. Bitte prüfen Sie daher stets über unseren elektronischen Produktkatalog, ob aktuellere Informationen oder Änderungshinweise für Ihr gewünschtes Produkt verfügbar sind.
Weiterführende Informationen
Bei der Auslegung einer Lagerung sind neben den Angaben in diesem Kapitel auch folgende Kapitel in den technischen Grundlagen zu beachten: